Vertikale Nisthilfe aus Lehm und Sand
Viele Wildbienen und Solitärwespen nisten an Steilwänden, wie Uferabbrüchen von Flüssen oder Abbruchkanten an Bergen. Da diese Biotope immer mehr verschwinden und auch im Garten Arten vorkommen, die an Steilwänden nisten, können wir sie mit einer vertikalen Nisthilfe unterstützen. In der Natur bestehen solche Steilwände aus Löss. Dieses Sediment ist feiner als Sand, aber gröber als Ton und ideal für den Bau von Nistgängen geeignet. Alternativ funktioniert auch eine Lehm-Sand-Mischung, die locker genug ist, damit die kleinen Insekten Nistgänge hineingraben können und gleichzeitig stabil genug, damit die Gänge halten.
Bauanleitung für eine vertikale Nisthilfe
Material
Für eine vertikale Nisthilfe benötigt man Lehmpulver und ungewaschenen Bau-Sand, den man im Verhältnis 1:1 mischt und mit wenig Wasser zu einem Brei vermengt.
- Holzkiste oder anderes Gefäß, mit mindestens 12 cm (besser 15 cm) Tiefe und geschlossener Rückseite
- 1/10 Lehmpulver
- 9/10 ungewaschener Bau-Sand
- Wasser
- lange, gerade Stöcke in verschiedenen Durchmessern
- Mäusedraht (optional)
- Brett als Regenschutz (optional)
Anleitung
- Materialien mischen
Mische je einen Teil Lehmpulver mit je neun Teilen Sand und füge wenig Wasser hinzu, bis eine formbare Masse entsteht. - Füllen und Feststampfen
Fülle die Mischung in eine Holzkiste oder ein geeignetes Gefäß. Achte darauf, dass die Rückseite verschlossen ist.
Stampfe die Mischung fest, um eine stabile Struktur zu erhalten. - Löcher bohren
Bohre Löcher in verschiedenen Größen in die noch feuchte Masse. Du kannst dazu Zweige oder Äste verwenden. Mache die Löcher dabei nicht zu groß. Optimal ist ein Durchmesser zwischen 3 und 10 Millimetern. Die Gänge sollten bis an die Rückwand des Gefäßes gebohrt werden. - Nachbohren während der Trocknung
Während die Masse langsam trocknet, bohre die Löcher erneut nach, um sicherzustellen, dass sie ihre Form behalten. - Regenschutz anbringen
Schütze die Nisthilfe vor Regen, indem Du die Nisthilfe unter ein Dach stellst oder noch einen Regenschutz, z.B. ein Brett anbringst. - Aufhängen oder integrieren
Hänge die Nisthilfe fest auf, sodass sie nicht baumelt. Du kannst sie auch in eine Insektenwand integrieren. Achte darauf, dass sie bodennah und durch Pflanzen beschattet ist. Passende Pflanzen können zum Beispiel Malven sein. - Mäusedraht anbringen (optional)
Um die Nisthilfe vor nach Nahrung suchenden Vögeln zu schützen, kannst Du einen Mäusedraht über die Kiste spannen. Dabei sollte noch Raum zwischen Draht und Füllung bleiben.
Achtung: Die fertige Nisthilfe ist wegen des Lehm-Sand-Gemisches relativ schwer!
Standort und Ausrichtung
Eine vertikale Nisthilfe sollte an einem sonnigen Standort stehen. Die Gänge sind dabei in Richtung Südosten bis Südwesten ausgerichtet. Außerdem muss sie gegen Wind und Regen geschützt werden. Dazu kann man mit Wellblech, einem Holzbrett oder Dachpappe ein Dach bauen.
Eine vertikale Nisthilfe kann sehr lange Zeit ungestört am gleichen Standort belassen werden. Sie darf im Winter nicht ins Haus geholt werden und muss nicht gesäubert werden – das erledigen die Nachmieter.
Nahrungsangebot
In der Nähe der Nisthilfen sollte unbedingt ein über das ganze Jahr verteiltes Blühangebot von insektenfreundlichen Pflanzen vorhanden sein. Dazu gehören Kräuter, einheimische Wildpflanzen, einheimische Sträucher und Bäume.
Auch Insekten brauchen Wasser. Stelle daher in der Nähe des Kleinstbiotops flache Wasserschalen mit Ästen oder Steinen als sichere Landeplätze auf.
Mit etwas Geduld, wirst Du vielleicht folgende Wildbienen an der Nisthilfe entdecken:
- Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus)
- Maskenbienen (Hylaeus)
- Lasioglossum nitidulum (Vertreter der Schmalbienen)
- Pelzbienen (Anthophora)
- Schornsteinwespen (Odynerus)
Weiterführende Infos
Mitschnitt „Insektenfreundliches Gärtnern im Kleingarten“
Mitschnitt „Insektenfreundliche Pflanzen für Kleingärten“