Soziale Medien erreichen neue Zielgruppen
Wer auf Instagram oder TikTok unterwegs ist, der kennt Robinga Schnögelrögel. In den Sozialen Medien folgen ihm Hundertausende, wenn er seine Lieblingspflanzen im Garten vorstellt oder über invasive Arten flucht. Bei der Auftaktveranstaltung „Kleingärten für biologische Vielfalt“ am 25.04.2024 gab er einen Einblick in seine Tätigkeit als „Plantfluencer.“ Wir haben Robinga vier Fragen zu seinem Engagement gestellt und er hat uns erzählt, was ihn persönlich antreibt.
Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ökologische Zusammenhänge
Text: Robinga Schnögelrögel
Wie setzen Sie sich für biologische Vielfalt ein?
Der Mensch schützt nur das, was er kennt! Und genau das versuche ich der Öffentlichkeit über Social Media näher zu bringen, indem ich:
- insektenfreundliche Pflanzen vorstelle:
So wie die Sal-Weide (Salix caprea), die eine wichtige Raupenfutterpflanze für Schmetterlinge ist, mit z.B. 40 spezialisierten Arten die nur dort Futter finden. Aber auch ausgewachsene Schmetterlinge, Käfer und Schwebfliegen und viele weitere Insekten profitieren von der Salweide. [Anmerkung der Redaktion: Diese Pflanze ist ausschließlich auf Gemeinschaftsflächen in Kleingartenanlagen möglich. Für die Parzellen selbst wird sie zu groß.] - für Insekten unnütze Pflanzen vorstelle:
wie Kirschlorbeer, Thuja, Forsythie, Sommerflieder oder Mahonie. Denn nur weil Pflanzen Nektar oder Pollen führen, heißt das nicht, dass sie automatisch insektenfreundlich sind, wenn sie nur von Generalisten besucht werden. Dazu kommt, dass viele dieser Pflanzenarten invasive Arten sind, die durch die Verdrängung heimischer Pflanzen die angepassten Insektenarten gefährden. - biologisch aktive Strukturen zeige:
z.B. Sandarium, Lehm-Lösswand und sinnvolle Nisthilfen für Wildbienen. Denn die Insektenhotels, die man aus dem Baumarkt bekommt, sind oft grundlegend fehlkonzipiert und schaden mehr als sie nutzen. - biologische Zusammenhänge erkläre:
Was für einen Sinn haben scheinbar unnütze Arten wie Mücken, Zecken und Wespen? - Lebewesen vorstelle:
Um die Schönheit der Natur einzufangen, zeige ich meine Lieblingsarten wie den Schwalbenschwanz, einen der größten Schmetterlinge Mitteleuropas.
Eine Lehmwand bietet Nistmöglichkeiten für Insekten, Foto: Robinga Schnögelrögel
Wie gelingt es Ihnen, Menschen für biologische Vielfalt zu begeistern?
Ich habe damit nur wenig zu tun. Das begeisternde ist ja die Natur an sich! Anscheinend habe ich eine unterhaltende Art an mir und damit gelingt es auch Leute zu erreichen, die sonst eher weniger mit der Natur am Hut haben. Das freut mich jedes Mal, da es genau diese Leute sind, die von Bestrebungen der Naturschutzbewegung bisher noch nicht mitgenommen worden sind.
Was war Ihr größter Erfolg für die biologische Vielfalt im Garten?
Das ist eine hoch individuelle Frage, denn der eine mag Wanzen, der andere Falter, wieder andere lieben Wildbienen. Für mich persönlich war es die erfolgreiche „Zucht“ von vier Schwalbenschwanzraupen. Ein weiteres Highlight war für mich die Entdeckung der Pracht-Trauerbiene in meinem Garten!
Robinga Schnögelrögel in seinem Garten
Was würden Sie möglichen Nachahmerinnen und Nachahmern empfehlen bzw. wovon würden Sie abraten?
Das ist auch sehr individuell, deshalb möchte ich einfach meine Geschichte erzählen, wie ich angefangen habe:
Ich habe eine Ausbildung zum Bankkaufmann angefangen und während ich da saß und dem nächsten Kunden eine unnötige Versicherung andrehen sollte, dachte ich mir “Ne, kein Bock mehr drauf.” Da mir die Krefelder Studie bekannt war und ich damals die Schmetterlinge für mich entdeckt hatte, verbrachte ich die Arbeitszeit damit, mir Falterarten anzugucken und deren spezifische Raupenfutterpflanzen zu bestellen.
Dann kamen Bestimmungsbücher ins Spiel. Für komplette Anfänger kann ich die Seite Natura DB empfehlen oder man lässt sich treiben und erkundet auf Wikipedia die mitteleuropäischen Schmetterlinge.
Abraten kann ich nur davon, sich einschüchtern zu lassen von der Größe der Thematik. Ich würde alles dafür geben, diesen Moment des ersten Entdeckens der Biodiversität noch einmal zu erleben
