Text: Sarah Buron, Titelbild: BKD
Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Solitärwespen sind unverzichtbare Bestäuber für viele Wild- und Kulturpflanzen. In den letzten Jahrzehnten ist ihre Zahl immer weiter eingebrochen. Hauptgrund hierfür ist das fehlende Blütenangebot durch eine immer intensivere Landwirtschaft mit Monokulturen und Pestiziden. Auch viele Gärten sind heute blütenarme Schotterwüsten.
Ein Kleingarten, der das ganze Jahr über blüht, bietet den kleinen Helfern eine kontinuierliche Nahrungsquelle. Davon profitieren auch wir, wenn unsere Äpfel und Zucchini bestäubt werden. Zudem sind die Insekten Nahrungsgrundlage für Tiere wie Vögel, Fledermäuse, Igel und Co. Naturnahes Gärtnern und kleingärtnerische Nutzung können Hand in Hand gehen!
Grundlegende Tipps zur Pflanzenauswahl
- Heimische Wildpflanzen, d.h. solche die aus Mitteleuropa stammen, sind für heimische Bestäuber die beste Nahrungsquelle. Viele Insekten haben sich im Laufe der Evolution an ganz bestimmte Nahrungspflanzen angepasst, z.B. kann die Natternkopf-Mauerbiene nur Pollen vom Gewöhnlichen Natternkopf sammeln.
- Exoten bzw. Neophyten bieten oft keine Nahrung für Bestäuber, oder nur für ganz wenige Insekten. Einige exotische Arten können trotzdem eine gute Nahrungsquelle für Insekten sein, wie z.B. der Purpur-Sonnenhut aus Nordamerika.
- Zierpflanzen wurden vom Menschen so verändert, dass sie uns besonders gut gefallen. Bei züchterisch veränderten Sorten solltest du darauf achten, dass diese „ungefüllt“ sind, d.h. dass die Insekten Nektar und Pollen gut erreichen können, was bei „gefüllten“ Blüten nicht der Fall ist.
- Schnäppchen: Im Baumarkt und Discounter lachen uns bunte Pflanzen und Saatgutmischung an. Bezeichnungen wie „bienenfreundlich“ werden inflationär verwendet und sind teilweise unzutreffend. Manche Blütenpflanzen sind stattdessen mit Pestizidrückständen belastet. Langfristig lohnt es sich, in gezielt ausgewählte Pflanzen aus dem Fachhandel zu investieren.

Blühender Kleingarten im Frühling, Foto: BKD
Frühblüher stecken
Die ersten Bestäuber wie die Hainschwebfliege oder die Erdhummeln sind bereits an wärmeren Februartagen im Garten unterwegs und brauchen Nahrung. Als Frühblüher bezeichnet man Pflanzen, die ganz früh im Jahr aus einem Speicherorgan in der Erde austreiben – meist eine Zwiebel oder Wurzelknolle – und sich nach der Blüte wieder zurückziehen. Zu den bei Bestäubern besonders beliebten Frühblühern zählen Schneeglöckchen, Winterlinge, Blaustern und Krokusse.
Die Blumenzwiebeln bringt man im Herbst in den Boden. Wenn man möchte, dass die Frühblüher jedes Jahr wieder kommen, sollte der Standort kaum bis gar nicht bearbeitet werden. Mähen solltest du erst, wenn das Laub der Frühblüher verwelkt ist. Wildarten haben den Vorteil, dass sie sich selbst über Samen weiter ausbreiten. So hat man dauerhaft seine Freude ohne viel Arbeit. Gezüchtete Sorten müssen von Hand geteilt und dann im Garten verteilt werden.
Einjährige Sommerblumen aussäen
Im Handel gibt es eine schier unermessliche Anzahl unterschiedlicher Blühmischungen. Teilweise werden sie sogar als „Wildblumen“-Mischungen vermarktet, enthalten jedoch Zuchtformen und Exoten. Es gibt aber auch echte insektenfreundliche, einjährige Blühmischungen, mit denen man schnell einige Quadratmeter des Gartens aufwerten kann.
Die Seite „Faszination Wildbienen“ gibt Hinweise, was bei der Auswahl von Blühmischungen zu beachten ist.

Blühmischung mit Klatschmohn und Kamille, Foto: BKD
Staudenbeete anlegen
Unter dem Begriff „Staude“ versteht man mehrjährige Blütenpflanzen. Von ihnen hat man also lange etwas, vorausgesetzt, man sucht sich die passenden Pflanzen für den passenden Standort aus. Heimische Wildstauden sind hervorragende Nahrungsquellen für Wildbienen, Schmetterlinge und Co., zudem sind sie pflegeleicht und robust. Dafür sind sie meist weniger opulent als Zuchtformen.
Hilfe bei der Auswahl der passenden Wildstauden nach Region und Standort gibt das Projekt „Tausende Gärten – tausende Arten“ , so kannst du z.B. passende Schattenpflanzen für Süddeutschland oder hitzeresistente Stauden für Ostdeutschland finden
Hilfreiche Pflanzanleitungen gibt außerdem das Projekt „gARTENreich“ für zwei unterschiedliche Lebensräumen: sonniges Wildstaudenbeet und schattiges Wildstaudenbeet
Spätblüher pflanzen
Ab dem Spätsommer nimmt das Nahrungsangebot für Bestäuber immer weiter ab. Es hilft ihnen, wenn wir gezielt spätblühende Pflanzen auswählen, dazu gehören z.B. Herbstzeitlose, Fette Henne, Purpur-Sonnenhut, Astern und Kugeldisteln.
Beim Heidekraut musst du darauf achten keine Knospenheide zu kaufen, denn die bringt den Bestäubern gar nichts, da die Knospen sich nicht öffnen. Stattdessen solltest du die Wildform der Besenheide oder die Schneeheide wählen.

Auch vermeintliche Rasenunkräuter liefern Nahrung für Bestäuber, Foto: BKD
Mehr Arten im Rasen und auf Funktionsflächen
Viele der sogenannten Rasenunkräuter sind für Bestäuber außerordentlich nützlich. So wird beispielsweise der Gewöhnliche Löwenzahn von über 100 Wildbienenarten besucht und dient vielen Raupen als Futterpflanze. Auch unversiegelte Wege oder begrünte Wände sind eine Chance, das Blühangebot zu erhöhen. Einen ausführlicheren Einblick gibt dieser Artikel von Hamburgs Landesfachberater Joschka Meyer.
Nutzpflanzen und Sträucher
Im Kleingarten stellen außerdem Kräuter, Gemüsepflanzen, Obstbäume, Beerensträucher und heimische Wildsträucher gute Nehrungsquellen dar.
Weitere Infos
Praktische Apps:
Die Flora Incorgnita App hilft dabei, Pflanzen zu identifizieren und kennenzulernen.
Die NaturaDB App zeigt die Eigenschaften von Pflanzen und welche Wert sie für Insekten haben.
Die Initiative Deutschland summt gibt vielfältige Tipps zum bestäuberfreundlichen Gärtnern.