Text: Sarah Buron | Titelbild: Carolin Engwert
Wer denkt bei biologischer Vielfalt schon an den Boden, auf dem wir stehen? Dabei befinden sich in einer Hand voll Gartenboden mehr Lebewesen, als Menschen auf dem Planeten leben. Gleichzeitig sind Böden besonders gefährdet. Sie werden oft übernutzt oder versiegelt und dadurch unwiderruflich zerstört. Im Kleingarten übernehmen wir die Verantwortung für ein kleines Stückchen Boden und erhalten einen wertvollen Lebensraum.
Lebensraum Boden
Der Boden ist die alleroberste Schicht der Erdkruste. Je nach Standort setzt sich der Boden zu unterschiedlichen Anteilen aus Sand, Ton und Schluff zusammen. Dies sind die mineralischen Bestandteile. Sie beeinflussen viele Eigenschaften des Bodens, z.B. ob Wasser gut gespeichert werden kann.
Besonders wichtig für den Lebensraum Boden ist der kleinere Anteil organische Substanz: Das sind Humus und Bodenlebewesen. Hier gilt: Mehr oberirdische Vielfalt führt zu mehr unterirdische Vielfalt. Bodenlebewesen profitieren davon, wenn verschiedene Pflanzen – auch Beikräuter – wachsen, wenn Laub und abgestorbene abgeschnittene Pflanzenteile im Garten verbleiben und der Boden nur schonend bearbeitet wird. Im Gegenzug sorgen die Bodenlebewesen dafür, dass der Boden seine Funktionen erfüllen kann und die Nährstoffkreisläufe funktionieren.
Grafik: Bodenatlas 2024, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0
Bodenlebewesen
Drei Viertel der Biomasse im Boden sind Bakterien und Pilze. Die kleinsten Lebewesen kommen also in der größten Zahl vor. Die wohl wichtigste Aufgabe der Bodenlebewesen ist das Zersetzen von toten Pflanzen und Tieren, sowie deren Hinterlassenschaften. So werden Nährstoffe recycelt und Humus aufgebaut. Außerdem wird der Boden durchmischt und bekommt eine gute Struktur, in der Pflanzenwurzeln wachsen können und Regenwasser aufgenommen werden kann. Der Boden ist auch Überwinterungsquartier und Kinderstube für verschiedene Insektenarten. Größeren Tieren wie dem Maulwurf und der Spitzmaus dienen die Larven und Würmer wiederum als Nahrung.
Grafik: Bodenatlas 2024, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0
Humus
Der Humus sorgt für den typischen angenehmen Erdgeruch und die dunkle Farbe des Bodens. Er entsteht, wenn die Bodenlebewesen die organische Substanz im Boden umbauen. So werden Nährstoffe wieder für Pflanzen verfügbar und der Kreislauf schließt sich.
Der Gartenboden – auch Hortisol genannt – war Boden des Jahres 2017. Diese Bodenart ist dort entstanden, wo Menschen über viele Jahre gärtnerisch tätig sind und den Boden pflegen, so auch in viele Kleingärten. Das Besondere am Gartenboden ist sein hoher Humusgehalt.
Bedeutsam ist Humus auch als Klimaschützer: Weltweit speichert er circa fünfmal so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Biomasse und doppelt so viel wie die Atmosphäre. Hortisole speichern besonders viel Kohlenstoff!
Im Kleingarten haben wir die Verantwortung den wertvollen Hortisol zu erhalten und weiter zu pflegen.
Kompost
Ein Komposthaufen sollte in keinem Kleingarten fehlen. Kompost entsteht, indem man organische „Abfälle“ z.B. Pflanzenreste, Laub, Grünschnitt, und Beikräuter gezielt verrotten lässt. Wir sorgen also dafür, dass der natürliche Prozess der Humusbildung gut ablaufen kann. Ziel der Kompostierung ist, im Kleingarten einen geschlossenen Nährstoffkreislauf aufzubauen. Der Abbau und Umbau der organischen Substanzen zu einer dunklen Erde, wird vor allem von Mikroorganismen erledigt. Im Komposthaufen kommen aber auch zahlreiche Insektenlarven, Asseln, Regenwürmer u.a. Lebewesen vor, die ebenso am Zersetzungsprozess beteiligt sind. Die fertige Komposterde ist ein vollwertiger Dünger und das „Gold des Gartens“.
Mulch
Mulchen ist das Abdecken des Bodens mit pflanzlichem Material. Mulch bildet eine schützende Decke und liefert Lebensraum und Nahrung für die Bodenlebewesen. Regenwürmer ziehen das Material in den Boden, Humus entsteht. Für Beete nutzt man am besten organisches Material aus dem eigenen Garten, wie Rasenschnitt oder Laub (Achtung: nur dünn auftragen). Rindenmulch und Holzhäcksel eignen sich eher für Wege.
Eine Mulch-Schicht spart außerdem Arbeit, denn der Boden bleibt feucht und man muss weniger Gießen. Zudem unterdrückt Mulch das Wachstum von Beikraut. Liegt der Boden hingegen blank, kann er von Wind und Wasser leichter weggespült werden und erodiert.
Schonende Bodenbearbeitung
Den Boden umzugraben und die Schichten des Bodens durcheinanderzubringen, stört die Bodenlebewesen. Besser ist es, im Frühjahr den Oberboden aufzulockern, beispielsweise mit einem Sauzahn oder Kultivator. Regelmäßiges oberflächliches Lockern bis zum Herbst, verringert die Verdunstung von Wasser aus dem Boden und regt das Bodenleben an, organisches Material zu zersetzen und dadurch Nährstoffe pflanzenverfügbar zu machen. Hierfür eignen sich beispielsweise Hacke, Grabegabel oder Grubber. Über den Winter sollte der Boden mit natürlichem Mulch bedeckt bleiben.
Sandige Bodenstellen für Wildbienen und Co.
Wenn es im Garten Bodenstellen gibt, die keinen „guten“, sprich humosen und fruchtbaren Boden haben, ist das keine Katastrophe. Ganz im Gegenteil: Es gibt Pflanzen und Tiere, die besonders auf sandigen, trockenen Boden angewiesen sind. 75 Prozent der heimischen Wildbienenarten z.B. nutzen selbstgegrabene Hohlräume im Erdboden. Für sie kann man einige Bodenstellen offenhalten oder ein Sandarium anlegen.
Weitere Infos
Der Boden lebt! Bodenschutz im Kleingarten:
Die Neu-Auflage der BKD-Broschüre „Der Boden lebt! Bodenschutz im Kleingarten“ gibt vertiefende Einblicke ins Einmaleins der Bodenkunde, zum Boden im Klimawandel und natürlich zur richtigen Bewirtschaftung des Bodens im Kleingarten.
Bodenatlas – Daten und Fakten über eine lebenswichtige Ressource