Zauneidechse auf einem Baumstamm

Text: Sarah Buron, Titelbild: BKD

Eine wilde Ecke ist ein Bereich im Kleingarten, der bewusst der Natur überlassen wird – also nicht regelmäßig gemäht, bearbeitet oder aufgeräumt wird. Stattdessen können dort spontan heimische Pflanzen wachsen und Wildtiere Lebensraum finden. Eine wilde Ecke trägt zum ökologischen Gleichgewicht sowie zum Schutz der biologischen Vielfalt im Garten bei.

Standort

Die wilde Ecke sollte sich im Kleingarten auf wenige Quadratmeter beschränken. Der Bereich sollte möglichst ungestört liegen z.B. neben dem Kompost, hinterm Gartenhaus, unter Sträuchern etc. Das hat zum einen den Vorteil, dass die tierischen Bewohner ihre Ruhe haben, zum anderen entsteht nicht der Eindruck, dass man den Garten nicht pflegt.  

Die wilde Ecke kann von einer oder von mehreren Seiten von Kleinstbiotopen begrenzt werden, die du gezielt anlegest z.B. Benjeshecke, Trockensteinmauer o.ä. Dies erhöht die Artenvielfalt und verbessert die Ästhetik des Bereichs, da er optisch besser strukturiert wirkt.

Je nachdem ob die Ecke schattig oder sonnig liegt, nährstoffarm oder -reich ist, werden unterschiedliche Pflanzen wachsen und verschiedene Tierarten angezogen. Lass dich überraschen!

Kennzeichen einer wilden Ecke

  • Der Bereich wird nicht aktiv genutzt und wird nur selten von Menschen betreten.
  • Der Boden wird nicht bearbeitet.
  • Der Bewuchs besteht aus spontan auftretenden Wildkräutern, Gräsern, Moosen etc. die normalerweise im Garten als „Unkräuter“ gelten.
  • Es wird nicht regelmäßig gemäht oder aufgeräumt.
  • Es sind Strukturen bzw. Haufen aus Naturmaterialien wie Laub, Reisig, Totholz oder Steinen vorhanden.

Pflege einer wilden Ecke

Trotzdem ist es wichtig, auch die wilde Ecke zu pflegen:

  • Sämlinge und Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern ausreißen, damit die Fläche nicht überwuchert
  • Falls vorhanden, invasive Neophyten wie z.B. das Drüsiges Springkraut entfernen (Handbuch invasiver Neophyten vom Naturgarten e.V.)
  • Gelegentliches Zurückschneiden von vertrockneten und abgeblühten Pflanzen, am besten erst im späten Frühjahr und nur abschnittsweise
  • Schnittgut nicht häckseln
  • Strukturen aus Reisig, Totholz, Steinen etc. möglichst nie umschichten, sondern in Ruhe lassen und nur von oben Material nachlegen

Totholzstämme und Brennnesseln in einer wilden Ecke

Morsches Totholz und Brennnesseln sind Nahrung und Lebensraum für viele Insekten, Foto: Sarah Buron 

Welche Arten werden gefördert?

Viele Wildtiere finden in der wilden Ecke Nahrung, Unterschlupf, Überwinterungsquartier und Nistmöglichkeiten. Die Wilde Ecke ist eine wichtige Kinderstube für Schmetterlinge. Ihre Raupen sind auf Wildpflanzen wie z.B. Brennnesseln oder Spitzwegerich angewiesen. Da die Pflanzen nicht regelmäßig abgemäht werden, können sie den ganzen Zyklus vom Ei zur Puppe und zum erwachsenen Falter durchlaufen, ohne zwischendurch geschreddert zu werden.

Die Ecke ist zudem ideal für Kleinstlebewesen, die sich von abgestorbenen Pflanzen ernähren, wie Asseln, Schnirkelschnecken oder Tausendfüßer. Auch für viele Käferarten ist die Ecke perfekt als Rückzugsort geeignet.
Für Vögel ist die wilde Ecke interessant, da sie hier reichlich Insekten als Nahrung vorfinden, beispielsweise die bereits erwähnten Schmetterlingsraupen. Je nach Gestaltung finden sie in zudem Nistmöglichkeiten, wenn die Ecke mit einer Totholzhecke oder Sträuchern kombiniert ist. Amphibien wie die Erdkröte und Säugetiere wie Igel und Spitzmaus können sich in der wilden Ecke zurückziehen und überwintern.

Heimische Wildpflanzen wachsen dort ungestört und können sich auch vermehren, da sie zur Blüte und zur Samenbildung kommen. Meist handelt es sich um Allerweltsarten. Wenn der Standort eher spezielle Lebensbedingungen aufweist, z.B. nährstoffarm, sehr trocken oder sehr feucht ist, können auch spezialisiertere, seltene Pflanzenarten vorkommen.

Weitere Infos

Mit der Anlage verschiedener Kleinstbiotope könnt ihr die  die Artenvielfalt gezielt unterstützen. 

Der Mittschnitt der Gartensprechstunde „Wildtiere im Kleingarten“ zeigt, wie man Lebensräume schaffen kann. 

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