Text und Titelbild: Joschka Meyer, Landesfachberater des Landesbundes der Gartenfreunde in Hamburg
Tierische Mitbewohner an und in der Laube
Die Laube als größte zulässige Baulichkeit auf der Parzelle ist häufig der zentrale Anlaufpunkt von Pächterinnen und Pächtern. Sie soll in erster Linie unseren Bedürfnissen etwa zur Erholung und zum Witterungsschutz dienen. Doch wir sollten die Laube ebenso als Teil des Gartens und damit des Ökosystems betrachten. Denn wie die anderen Gartenbereiche ist auch sie Lebensraum, nicht nur für uns Menschen.
Wie viel und welches Leben wir zulassen, liegt in unserer Hand. Im Falle von Gebäuden, die für uns ihre wahre Funktion im Inneren verbergen, sehen Tiere einen merkwürdig einheitlich geformten „Felsen“. In der Natur sind Felsen attraktive Lebensräume und für viele Arten Existenzgrundlage. Deshalb werden auch unsere „Kunstfelsen“ auf Tauglichkeit untersucht.
Entschärfen Sie Todesfallen!
Als Erstes gilt daher, dass dieser „Fels“ nicht zur tödlichen Falle wird. Dass wir Regenwasser in Tonnen sammeln, sollte genauso selbstverständlich sein wie das Abdecken der Tonne, damit kein Tier hineinfällt und ertrinkt. In einigen Fällen gibt es auch Schächte, z.B. für die Wasseruhr. Diese haben oft senkrechte Wände und sind für viele Tiere tödliche Fallen. Auch sie müssen daher abgedeckt oder mit Ausstiegsmöglichkeiten versehen werden.
Fenster, also harte durchsichtige Flächen, kommen in der Natur nicht vor, weshalb keine Anpassung an diese stattfinden konnte. Je nach Sonneneinstrahlung sind sie als Hindernis nicht sichtbar oder aber spiegeln die Umgebung. Deshalb sterben 5-10 % unserer Vogelpopulationen an Fensterscheiben. Ein wahrlich sinnloser Tod! Höhere Gebäude mit viel Glasfläche stellen ein großes Problem dar, doch sollte auch unsere Laube keine Todesfalle sein. Das können wir verhindern, z.B. mit der „Handflächen-Regel“. Durchsichtige oder spiegelnde Flächen sollten nicht größer als eine Handfläche sein. Sie brauchen nun keine Gucklöcher aus Ihren Fenstern zu machen, aber werden Sie kreativ! Aufkleber und Fensterbilder, weitmaschige Netze aus Seilen oder Traumfänger, die im besten Fall vor dem Fenster hängen, zeigen deutlich: Hier ist keine Flugschneise. Die häufig zu sehenden Raubvogelsilhouette bringen nichts. Es gibt aber wissenschaftlich erprobte Lösungen, die wirklich funktionieren.
Wenn Sie nachts in der Laube Licht angeschaltet haben, halten Sie Vorhänge oder Jalousien geschlossen. Klar, die meisten Vögel, die nachts aktiv sind, fliegen deutlich höher, doch Rotkehlchen und Nachtigall sind auch nach Sonnenuntergang im Garten unterwegs und der leuchtende Raum hinter der Scheibe kann eine magische Anziehung haben. Generell wird nächtliche Beleuchtung vielen Tieren zum Verhängnis, verursachen Sie also keine unnötige Lichtverschmutzung.
Lebensraum Laube
Unser „Kunstfelsen“ besitzt viele positive Eigenschaften für Tiere. Er ist ein sehr guter Aussichtspunkt, um das Revier zu kontrollieren oder durch die ganze Kleingartenanlage eine Nachricht zu zwitschern. So macht man Kontrahenten klar, wer das Sagen hat, und fällt dem potenziellen Liebespartner viel schneller auf. Von dieser erhöhten Warte lässt sich gut Nahrung oder Beute ausfindig machen. Nicht nur wir finden hier einen Platz an der Sonne oder Schutz vor Niederschlägen, auch gibt es immer eine Seite, die Schutz vor Wind bietet oder Schatten spendet. Je nach der genaueren Beschaffenheit der Oberfläche gibt es Nischen, Spalten und Höhlungen, die Schlaf-, Brut-, Schutz und sogar Überwinterungsraum darstellen. Vielleicht lässt sich hier auch direkt am Gebäude Nahrung finden, das geht besonders gut, wenn es zusätzlich begrünt wird.
Fassaden und Dachbegrünung bieten nicht nur reichlich Nahrung, sie erhöhen auch die Oberflächenstruktur um ein Vielfaches und wirken sowohl günstig aufs Kleinklima in der Laube als auch an der Laube. Je nach geschaffenen Strukturen und der gewählten Bepflanzung verbessern wir so nicht nur unseren Lebensraum, sondern auch den von anderen Lebewesen.
Tierische Mitbewohner
Und wer das so alles sein kann, fragen Sie sich jetzt? Fast alles, was bei Ihnen im Garten kreucht und fleucht, nimmt auch ihren privaten „Felsen“ an, wenn Sie dies zulassen und unterstützen. Spinnen bauen zwischen Wand und Dachüberstand ihr Netz, und Asseln suchen tagsüber auf der Schattenseite Unterschlupf. Schmetterlinge und Käfer wärmen sich an der besonnten Wand oder suchen eine versteckte Nische für die Ruhephase, und einige Wildbienen nutzen offene Fugen und Spalten zum Anlegen ihrer Nistkammern. Sollte Ihre Laube nicht hermetisch abgeschirmt sein, finden diese „Kleinsttiere“ auch einen Weg in die Laube und damit vielleicht einen perfekten Überwinterungsplatz vorausgesetzt Sie heizen im Winter die Laube nicht, wodurch sie zu warm und trocken würde.
Für größere Tiere muss man oft mehr tun. Denn auch wenn eine „einfache Ausführung“ gesetzlich verankert ist, finden Abdichtungen, wie sie sonst im Wohnungsbau durchgeführt werden, schon lange auch im Laubenbau statt. Selbst Menschen mit viel „Liebe zur Natur“, wollen nicht, dass die Wildtiere „unkontrolliert“ einziehen, weshalb sichtbare Lücken kaum geduldet werden. Einigen Arten reichen dennoch kleinste Spalten und Nischen, wenn diese an den richtigen Stellen liegen. Die Zwergfledermaus ist so klein, dass ihr ein Spalt in der Größe einer Streichholzschachtel ausreicht. Allerdings beziehen Fledermäuse selten Quartiere unterhalb von 4 m Höhe.
Bringen Sie Kästen an
Eine Möglichkeit gezielt Lebensraum zu schaffen sind verschiedene Nistkästen. Ganz generell bestimmt die Größe und Form des Zugangs, die Größe des Raumes sowie die Lage (Höhe und Himmelsrichtung), wer in den Kasten einzieht. Ein Aufhängen an sonnigen Plätzen ist für viele Arten wichtig, nach Osten ausgerichtet ist daher oft optimal, so erwärmt sich der Kasten schnell nach einer kühlen Nacht. Sonnenexponierte Südseiten können auch zu heiß werden, hier hängen dafür Insektennisthilfen für Wildbienen perfekt. Auch die unmittelbare Umgebung kann entscheidend für den Bezug sein. Viele Vögel bevorzugen einen freien Anflug und möglichst wenig Störung am Brutplatz. Fledermäuse brauchen beides, sie sind auch deshalb wählerisch und beziehen selbst gute Plätze teils erst nach Jahren, außerdem wechseln sie die Unterkunft sogar tagsüber, wenn es z.B. zu warm werden sollte. Aus diesem Grund können unterschiedliche Lagen in näherer Umgebung auch ein Bezugskriterium für sie sein. Dass ein naturnaher Garten grundsätzlich eine gute Voraussetzung ist, soll nur noch nebenbei Erwähnung finden. Es gibt erprobte Kästen für sämtliche Arten im Handel. Kästen aus Holzbeton kosten zwar etwas mehr, doch sind sie sehr zu empfehlen, da sie langlebig sind und ein gutes „Raumklima“ bieten. Hängen Sie lieber wenige wertige Kästen auf als viele schlechte, zumal nur Koloniebrüter wie Sperlinge dieselbe Art in unmittelbarer Nähe dulden.
Der Text erschien in leicht abgewandelter Form in Der Fachberater 3/2023
Weitere Infos
Praktische Tipps, wie Sie Glasscheiben vogelsicher machen können:
Broschüre des Landesbund der Gartenfreunde Hamburg
„Ausgezeichnete Vielfalt: Mein naturnaher Kleingarten“