Komposthaufen als ökologischer Pflanzenschutz

Text: Sarah Buron | Titelbild: Carolin Engwert

Statt Pestizide zu versprühen, setzen wir im Kleingarten auf Vorbeugung und die Förderung von Nützlingen. So schützen wir die biologische Vielfalt und können uns über eine gesunde Ernte in Bio-Qualität freuen. Wie gelingt das?

Vielfalt fördern und Nützlinge schützen

Ein vielfältiger Garten ist ein Netz aus gegenseitigen Abhängigkeiten und bildet einen Kreislauf des Lebens.

Auch wenn sich einige Arten für uns als Schädlinge präsentieren, weil sie unsere Kulturpflanzen anknabbern, können wir sie doch niemals ganz loswerden. Das sollten wir auch gar nicht, denn sonst reißen wir ein Loch in das Netz und treffen damit auch die nützlichen Arten. Wie sollen Blaumeisen ihre Jungen füttern, wenn alle Blattläuse und Raupen vernichtet wurden?

Es gilt: je größer die Vielfalt ist, desto besser kann das System Garten auf „Schädlinge“ reagieren. Die Vielfalt können wir unterstützen, in dem wir natürliche Strukturen schaffen und erhalten. Durch die Anlage von Kleinstbiotopen finden Nützlinge Nahrung, Überwinterungsmöglichkeiten und Nistmöglichkeiten.

Vorbeugung für gesunde Pflanzen

Der erste Schritt beim ökologischen Pflanzenschutz passiert, bevor auch nur ein Samenkorn in den Boden kommt. Durch planvolles Vorgehen kann man seinen Pflanzen den bestmöglichen Start ins Leben bieten. Ein Gartentagebuch hilft dabei den Überblick zu behalten und aus Erfahrung zu lernen.

Standort: Damit Pflanzen gesund wachsen und widerstandsfähig sind, müssen sie an der passenden Stelle im Garten gepflanzt werden. Beachte die Ansprüche an Boden, Licht, pH-Wert Nährstoff- und Wasserversorgung.

Sortenwahl: Resistente, widerstandsfähige und robuste Sorten sind weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge.

Gutes Pflanzmaterial: Egal ob Du Jungpflanzen selbst vorziehst, tauschst oder im Geschäft einkaufst, achte darauf nur die kräftigsten Pflanzen ins Beet einzusetzen.

Fruchtfolge beachten: Baue nicht nacheinander dieselbe Gemüseart auf demselben Beet an, sondern halte die notwendigen Anbaupausen ein.

Mischkulturen: Bewährte Kombinationen sorgen dafür, dass sich Krankheiten und Schädlinge weniger stark ausbreiten können.

Wasserversorgung: Besonders für den Schutz vor Pilzkrankheiten ist es wichtig, richtig zu gießen. Nasse Blätter fördern die Ausbreitung von Blattpilzen. Deshalb ist es besser, den Boden zu wässern, statt die komplette Pflanze mit Wasser zu übergießen.

Bodenpflege: Ein gesunder Boden mit einer hohen biologischen Vielfalt stärkt die Widerstandskraft von Pflanzen. Füttere die Bodenlebewesen mit Kompost, Mulch und Gründüngung.

Düngung: Achte darauf, dass die Nutzpflanzen richtig mit Nährstoffen versorgt sind, denn Nährstoffmangel kann zu Erkrankungen führen. Aber auch eine Überdüngung macht Pflanzen anfällig! Verzichte deshalb auf synthetische Düngemittel und nutzen die natürliche Kreislaufwirtschaft.

Hygiene: Pflanzenkrankheiten können sich über Arbeitsgeräte, Rankgerüste u.ä. übertragen. Reinige diese regelmäßig. Bei Pflanzen(-teilen) die stark mit Pilzkrankheiten befallen sind, ist es sinnvoll diese über den Restmüll zu entsorgen.

Barrieren: Ein Schneckenzaun um das Frühbeet hat schon so manche Jungpflanze gerettet. Und ein Dach über den Tomaten verhindert den frühzeitigen Befall mit Pilzen, da es sie vor Regen schützt.

Handarbeit: Vom Absammeln von Schädlingen bis zum Jäten – mit Handarbeit lassen sich Unkräuter und viele Schädlinge regulieren.

 Die Broschüre „Naturnah gärtnern im Kleingarten“ gibt umfassende Tipps

Zum Umgang mit Unkraut

Von Unkraut spricht man, wenn Pflanzen an einer unerwünschten Stelle wachsen und dadurch Nutzpflanzen überwuchern oder das ästhetische Empfinden stören. Keine Pflanze ist per se ein „Unkraut“ und auch eine sonst erwünschte Pflanze wie eine Tomate kann ein „Unkraut“ sein, wenn sie im Rosenbeet wächst. Ein alternativer Begriff ist Beikraut.

Der Nutzen von Beikraut: Die meisten Beikräuter sind heimische Wildpflanzen, die eine wichtige Nahrungsgrundlage und Lebensraum für Insekten und andere Tiere im Garten bilden. Deswegen sollten wir sie nicht kategorisch bekämpfen, sondern besser gezielt reguliert. So sind Disteln wahre Insektenmagneten und Brennnesseln eine wichtige Futterpflanze für die Raupen von Schmetterlingen.

Beikräuter durchwurzeln und bedecken den Boden und tragen damit zu einer guten Bodenstruktur und zum Erosionsschutz bei. Die Biomasse von Beikräutern geht in den Kreislauf des Gartens ein und wird wieder zu Erde. Einige können zudem verwendet werden, um Pflanzenstärkungsmittel zuzubereiten, z.B. Brennnessel, Rainfarn und Ackerschachtelhalm.

Viele Wildkräuter sind außerdem essbar. Junge Brennnesselblätter oder Gierschblätter können als „Spinat“ zubereitet werden und Gänseblümchen, Löwenzahn und Vogelmiere passen in einen Salat. Einige Arten werden traditionelle als Heilpflanzen genutzt wie Scharfgabe oder Spitzwegerich. Mit etwas Toleranz und Handarbeit kann man sich mit den spontan wachsenden Beikräutern ganz gut arrangieren.

Hände weg von Herbiziden: Herbizide sind chemische Mittel zur Vernichtung von Unkraut. Ihr Einsatz ist auf Wegen, Terrassen und anderen befestigten gesetzlich verboten! Viele Gartenordnungen haben zusätzlich ein Verbot für den Einsatz auf gärtnerisch genutzten Flächen ausgesprochen. Damit sind Herbizide im Kleingarten grundsätzlich Tabu! Auch vermeintlich harmlose „Hausmittel“ wie Salz, Essig und Reinigungsmittel dürfen nicht angewendet werden. Sie sind schädlich für Boden, Gewässer sowie Pflanzen und Tiere.

Rechtzeitig eingreifen: Wenn die Kulturpflanzen im Frühjahr noch klein sind, solltest du die Beikräuter in den Beeten regelmäßig entfernen. Sind die Kulturpflanzen größer, werden sie konkurrenzstärker und setzen sich besser gegen das Beikraut durch.

Hacken gegen Samenunkräuter: Beikräuter wie Melde, Vogelmiere oder Franzosenkraut kannst du mit der Hacke leicht entfernen, besonders wenn sie noch jung sind. Die kleinen Pflanzen werden durch die Hacke abgeschnitten, entwurzelt oder verschüttet und können einfach liegen bleiben. Wichtig ist, dass sie nicht dazu kommen, Samen auszubilden und im Beet zu verstreuen.

Jäten gegen Wurzelunkräuter: Beikräuter wie Giersch, Ackerschachtelhalm, Ampfer und Distel solltest du mit den Wurzeln entfernen. Hierfür eignet sich z.B. eine Grabegabel oder ein Unkrautstecher. Lass die Wurzeln ganz vertrocknen, bevor du sie auf dem Kompost entsorgst. Die Verwendung einer Hacke oder Fräse zerteilt hingegen die Wurzeln und vermehrt die Pflanzen ungewollt.

Mulchen mit Naturmaterial: Um Unkraut zu unterdrücken kannst du eine dicke (mind. 15 cm hohe) Mulchschicht aus pflanzlichem Material um die Kulturpflanzen verteilen. Mulchfolien aus Plastik solltest du hingegen vermeiden. Das Material ist nicht nachhaltig und zerfällt mit der Zeit zu Mikroplastik.

Bodendecker und Fugenbegrünung: Auf blankem Boden werden früher oder später immer Pflanzen keimen. Wenn du nicht möchtest, dass sich bestimmte Beikräuter ausbreiten, bepflanze den Boden stattdessen mit Bodendeckern. Dicht wachsende Wildstauden unterdrücken das Beikraut und sind gut für die biologische Vielfalt. Bei der Beseitigung von Beikräutern in Fugen und auf Wegen ist wieder Handarbeit gefragt. Solange die Pflanzen noch klein sind, lassen sie sich noch einfach mit einem Besen oder einer Bürste entfernen. Alternativ können Fugen ebenfalls mit attraktiven, trittfesten Arten begrünt werden, z.B. Sand-Thymian oder Sedum-Arten.

Gründüngung: Sind die Beete immer bewachsen, haben Unkräuter weniger Chancen sich auszubreiten. Eine Möglichkeit ist die Aussaat einer Gründüngung, die nach einiger Zeit wieder in den Boden eingearbeitet wird.

Vom Golfrasen zum Blumenrasen: Die Pflege des „perfekten Golfrasens“ ist oft zeitaufwendig und verbraucht viel Gießwasser. Zudem ist dieser sehr artenarm und wenig attraktiv für Insekten und andere Tiere. Eine Alternative ist ein Blumen- bzw. Kräuterrasen, der seltener gemäht wird.

Invasive Neophyten entfernen: In Gärten wachsen auch viele Arten, die nicht ursprünglich in unseren Gefilden heimisch sind. Das ist bei den meisten Arten kein Problem, doch einige wenige von ihnen breiten sich unkontrolliert aus, wie z.B. die Kanadische Goldrute. Wenn solche invasiven Neophyten in die freie Natur gelangen, überwachsen sie einfach alles und gefährden damit heimische Arten. Diese invasiven Neophyten, sollten sie entfernen.

Mehr, weshalb Pestizide eine Gefahr für die biologische Vielfalt sind, welche Alternativen es gibt und wie das Kleingartenwesen mit gutem Beispiel voran geht, erfährst Du hier.

Tipps vom Umweltbundesamt
Tipps des BUND

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