Ungemähter Rasenstreifen

Text: Carolin Engwert, Titelbild: Tobias Bode

Ein stark gepflegter, regelmäßig gedüngter Rasen bietet als Monokultur gezüchteter Grasarten nur wenig Vielfalt und kaum Nahrung oder Lebensräume für Insekten. Um den Artenreichtum zu fördern, kannst Du eine Rasenfläche entweder langsam und schrittweise oder durch gezielte Umgestaltung so verändern, dass dort eine Vielzahl heimischer Wildblumen gedeiht.

Blühinseln stehen lassen

Wer Rasenschnitt weiter als Mulchmaterial für Gemüsebeete ernten und nutzen möchte oder den Rasen betreten muss, da er natürliche Wegebeziehungen im Garten ermöglicht, kann damit beginnen, bei der Mahd Blühinseln stehen zu lassen, zu beobachten, welche Blüten im Jahresverlauf erscheinen und diese Infos in die Strategie für die Folgejahre einbeziehen.

Bestehende Rasenfläche natürlich verwildern lassen

Wer seinen Rasen mit wenig Aufwand verändern möchte, sollte zuerst die Düngung einstellen, da viele heimische Wildpflanzen magere Standorte bevorzugen, dann den Rasen einmalig stark vertikutieren, um offene Stellen im Bewuchs zu schaffen und nachfolgend nur noch zwei bis drei Mal pro Jahr mähen, dabei den Grünschnitt von der Fläche entfernen, um sie weiter abzumagern. Dies setzt einen natürlichen Verwilderungsprozess in Gang, durch den sich Schritt für Schritt blühende Wildpflanzen auf der Fläche ansiedeln und vermehren. Durch das sinkende Nährstoffangebot werden die klassischen Rasengräser immer weiter verdrängt. Die Natur ist ein großartiger Gartengestalter!

Blumenrasen anlegen

Wer die Vielfalt schneller erhöhen möchte, wandelt seine bestehende Rasenfläche mit Hilfe einer gebietsheimischen Saatgutmischung in einen (trittfesten) Blumenrasen um. Auch hier wird der bestehende Bewuchs durch Schnitt, starkes Vertikutieren und zusätzliches Aufharken ausgedünnt. Die offenen Stellen werden nun eingesät und bis zur Keimung regelmäßig bewässert. Wer einen sehr nährstoffreichen Boden und dichten Grasbewuchs hat oder den Effekt noch etwas steigern möchte, kann auch in einzelnen Bereichen die Grasnarbe komplett abtragen, den Boden mit Sand abmagern, neu einsäen und dadurch Blühinseln anlegen.
Weitere Tipps, wie man einen artenreichen Rasen ohne überzüchtete Supergräser anlegt, findest du im Beitrag „Vielfältige Pflanzen für Funktionsflächen im Kleingarten“ 

Wildblumenwiese anlegen

Viele neue Kleingärtnerinnen und Kleingärtner träumen von einer wilden Wildblumenwiese, mit Brummen und Summen überall. Lege sie vielleicht nicht gleich im ersten Jahr an, da es nicht ganz so einfach ist, wie uns die Baumarkt-Werbung vorgaukelt. Mit etwas Geduld kann sie aber für viele Jahre Freude machen und wird mit der richtigen Pflege auch jedes Jahr schöner.
Trage dafür den bestehenden Bewuchs komplett ab und magere den Boden ab, indem Du umgräbst und großzügig Sand einarbeitest. Nun die Fläche mit Brettern oder noch besser einer Rasenwalze wieder verdichten, mit heimischem Saatgut einsäen (zur gleichmäßigen Verteilung einmal in Quer-, dann in Längsrichtung), gut andrücken und regelmäßig bewässern.
Beachte beim Anlegen auch die untenstehenden Tipps!

So klappt es mit den Wildblumen

  • Eine Bodenanalyse gibt Aufschluss über den Nährstoffgehalt und den pH-Wert. Basierend darauf kannst Du den Boden entsprechend vorbereiten.
  • Viele Wildpflanzen benötigen mageren Boden, daher möglichst schon vorab auf Dünger verzichten oder neu anzulegende Flächen mit Sand abmagern.
  • Wildblumen lieben Sonne, also einen möglichst sonnigen Standort wählen.
  • Kaufe nur gebietseigenes Saatgut
  • Bester Zeitpunkt für die Aussaat ist eine regenreiche Zeit im Frühling (März-Mai) oder im Herbst (September-Oktober). Wähle am besten einen windstillen Tag, damit das Saatgut nicht weggeweht wird.
  • Sähe fünf bis zehn Gramm Saatgut pro Quadratmeter. Dafür das Saatgut mit Sand, Sägespänen oder Vermiculit (Tonmineral) strecken, da sich die feinen Samen so leichter verteilen lassen.Viele Arten sind Lichtkeimer.
  • Saatgut also nicht einharken oder überdecken, sondern nur mit einem Brett oder einer Walze andrücken.
  • Nach der Aussaat für ca. sechs Wochen regelmäßig, aber vorsichtig wässern! In regenarmen Perioden mindestens täglich mit einem Rasensprenger oder feiner Brause, damit das Saatgut nicht weggeschwemmt wird.
  • Geduld ist wichtig! Viele Wildpflanzen benötigen einige Wochen zur Keimung und blühen ggf. erst im zweiten Jahr. Ungeduldige geben Mohn oder Kornblumen mit in die Mischung und säen im zeitigen Frühjahr oder im Herbst, wenn auch Kaltkeimer gut gedeihen.
  • Einige Wochen nach der Keimung mit einem hoch eingestellten Rasenmäher erstmalig mähen, damit auch langsam wachsende Wildpflanzen zum Start genug Licht bekommen.
  • Noch besser für die Vielfalt und den Erfolg der Blühwiese: nicht allein auf einjährige Wildpflanzen setzen, sondern auch mehrjährige Blumen oder Wildstauden mit einplanen, z.B. gewöhnlicher Natternkopf, Wiesenknopf, Wegwarte, Pimpinelle.

Passendes Saatgut

Von sogenannten „Wildblumenmischungen“ aus dem Baumarkt raten wir grundsätzlich ab, da sie oft Ziersorten und Pflanzen enthalten, die nicht in Deutschland heimisch sind. Oft sind Abbildungen irreführend bunt und man findet keine Informationen, welche Arten sich überhaupt in der Tüte befinden.

Wähle am besten eine Mischung, mit gebietsheimischen Pflanzen und mische dabei einjährige und mehrjährige. Manche einjährigen Blumen sind farbenfroher und sie versamen sich mit der Zeit, während mehrjährige Wildstauden für eine dauerhafte Bepflanzung sorgen.
Weitere Anregungen für einen Blütenreichtum über das ganze Jahr findest Du im Beitrag: Blüten übers ganze Jahr.

Blumenwiese pflegen

Eine Blumenwiese sollte in den ersten Wochen möglichst gar nicht und auch später nur selten betreten werden. Wer sie queren muss, kann regelmäßig Wege freimähen. Das ist besser, als direkt durch die Blüten zu laufen, da die Stängel dabei abknicken und sich auch meist nicht wieder aufrichten.

Wiesen werden in der Regel zweimal im Jahr komplett gemäht: Die erste Mahd erfolgt im Frühling, die zweite erst im Herbst Ende September, wenn die Samen ausgreift sind, damit sich einjährige Pflanzen fürs kommende Jahr neu aussäen können. Da die Halme mitunter recht lang sind, kommt man mit dem Rasenmäher nicht gut durch, außerdem leben ja Insekten auf der Wiese. Es empfiehlt sich daher das Mähen mit einer Sense oder wenn nicht anders möglich einem elektrischen Freischneider. Das Schnittgut lässt Du am besten einige Tage liegen. Das fördert das Herausfallen der Samen und auch Insekten haben Gelegenheit zu flüchten. Dann die Wiese abräumen und das Mahdgut z.B. auf den Kompost geben, da durch eine Kompostierung auf der Fläche zu viele Nährstoffe eingetragen würden.

Lass immer einen kleinen Teil der abgeblühten Pflanzen über den ganzen Winter stehen. So finden Vögel Nahrung und Insekten wie Schmetterlinge können überwintern. 

Weitere Infos

Gebietsheimisches Saatgut für alle deutschen Regionen gibt es hier:

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