Starten im Garten | Tipps für Gartenneulinge

Starten im Garten | Tipps für Gartenneulinge

Was ist eigentlich ein Kleingarten?

Kleingärten, umgangssprachlich auch Schrebergärten genannt, haben einige Besonderheiten, die sie von anderen Freizeitgärten und Privatgärten unterscheiden.
Laut § 1 (Begriffsbestimmungen) Absatz 1 des Bundeskleingartengesetz, „Ein Kleingarten ist ein Garten, der

  1. dem Nutzer (Kleingärtner) zur nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung dient (kleingärtnerische Nutzung) und
  2. in einer Anlage liegt, in der mehrere Einzelgärten mit gemeinschaftlichen Einrichtungen, zum Beispiel Wegen, Spielflächen und Vereinshäusern, zusammengefasst sind (Kleingartenanlage).“

Konkret teil sich die Gartenfläche nach der sogenannten Drittel-Regelung in diese Bereiche:

  • mindestens 1/3 Nutzgarten zum Anbau von Obst und Gemüse für den Eigenbedarf
  • maximal 1/3 der Fläche für Baulichkeiten und Erschließung wie Garten-Laube (max. 24qm), Wege, Umzäunung, Hecken, Kompostplatz, Terrasse etc.
  • maximal 1/3 der Fläche für Zierpflanzungen wie Staudenbeete, Sträucher, oder Rasen

Während die Maximalgröße der Laube und die Mindestanbaufläche relativ genau vorgeben sind, bietet das Gesetz bei der sonstigen Gartengestaltung sehr viele Freiheiten. Es schreibt z.B. niemand vor, dass überhaupt eine Rasenfläche vorhanden sein muss. Das Bundeskleingartengesetz sagt auch, dass Belange des Umweltschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Nutzung und Bewirtschaftung des Kleingartens berücksichtigt werden, sollen.

Garten beobachten und dokumentieren

Ein Garten sieht im Jahresverlauf immer wieder anders aus und es lohnt sich, ihn im ersten Jahr vor allem zu beobachten und zu allen Jahreszeiten Fotos zu machen, denn viele Frühblüher sind z.B. im Herbst nicht zu erahnen, während die meisten Stauden erst im Spätfrühling austreiben und im Februar nicht erkennbar sind. Es wäre schade, wenn man ein Beet umgestaltet und dabei eine schöne stimmige Bepflanzung versehentlich zerstört. Wer schon mal den gleichen Garten im Februar und Juli besucht hat, weiß wahrscheinlich was gemeint ist. Apps wie Flora Inkognita können bei der Bestimmung von Pflanzen helfen.

Vorpächterin und Vorpächter nach Besonderheiten fragen

Wer Kontakt zu seinen Vorgängern oder Vorgängerinnen hat, kann diese zur bestehenden Bepflanzung und weiteren Besonderheiten erkundigen. Oft ist es auch hilfreich, sich neben den Arten auch die Sorten von Stauden oder Gehölzen aufzuschreiben, damit man (wenn z.B. Gäste nachfragen) ggf. eine Empfehlung geben kann. Mit viel Glück haben die bisherigen Nutzerinnen und Nutzer auch die Bepflanzung ihrer Gemüsebeete notiert. Das hilft sehr bei der Planung des Fruchtwechsels fürs kommende Jahr. Aber keine Sorge, falls Ihr diese Infos nicht bekommt. Durch geduldiges Beobachten lernt Ihr den Garten mit der Zeit kennen und mit einer Bepflanzung der Gemüsebeete in Mischkultur (später Link zu Mischkultur) könnt Ihr auch unabhängig von der Belegung der Beete im Vorjahr starten.

Gartenplan zeichnen

Ab- und Ausmessen erscheint anfangs zwar mühselig, ist aber eine gute Investition in die Zukunft. Es reicht eine grobe maßstäbliche Zeichnung, in die Ihr falls vorhanden die Laube, Wege, Hecken, die Lage der Gemüsebeete und größere Gehölze eintragt. Fragt Euren Vorstand oder die ehemaligen Pächterinnen oder Pächter gerne auch, wo im Boden Leitungen verlaufen, damit Ihr diese bei späteren Erdarbeiten nicht versehentlich beschädigt. Vermerkt am besten auch die Himmelsrichtungen und markiert sonnige und eher schattige Bereiche, damit Ihr Pflanzen entsprechend dem Standort auswählen könnt.
Eine Kopie des Gartenplans könnt Ihr zuhause aufbewahren. Falls Ihr dort neue Projektideen habt, könnt Ihr diese direkt vom Sofa aus auf Machbarkeit prüfen.

Bodenanalyse beauftragen

Fruchtbarer, gesunder Boden ist die Basis für gutes Wachstum. Je mehr Ihr über die Beschaffenheit Eures Bodens wisst, desto leichter habt Ihr es später beim Gärtnern. Auch eine eventuelle Belastung mit Schwermetallen könnt Ihr über eine Bodenprobe ermitteln lassen und darauf entsprechend reagieren. Für fast alle Bodenprobleme gibt es Lösungen, es ist jedoch viel einfacher, diese zu entwickeln, sobald man das Problem genau erkannt hat.
Folgende Werte sind als Basisinformation sinnvoll:
•    Nährstoffgehalte: Stickstoff, Phosphor, Kalium
•    Humusanteil
•    PH-Wert
•    Bodengruppe (sandig, lehmig…)
Zusätzlich sinnvoll, gerade bei Verdacht auf Belastung
•    Schwermetalle: Blei, Cadmium

Mit pflegeleichten Gemüsearten starten

Erstaunlicherweise steigert die Vorfreude auf zu erwartenden Genuss die Bereitschaft, kontinuierlich Zeit und Mühe in die Pflanzenpflege zu stecken enorm. Schreibt deshalb mit den Menschen, mit denen Ihr die Ernte genießen möchtet, jeweils einige Lieblingsgemüse und Obstarten auf. Diese Liste könnt Ihr nun abgleichen mit einigen pflegeleichten Gemüsearten, die auch Anfängerinnen und Anfängern gelingen:
•    Buschbohnen
•    Spinat
•    Zucchini
•    Pflücksalat
•    Radieschen
•    Mangold
Das heißt nicht, dass ihr nur, aus Eurer Sicht vielleicht langweilige, Anfängergemüse anbauen dürft! Ihr könnt auch 2-3 ausgefallene Arten kultivieren, auf die Ihr richtig Lust habt, nur eben nicht hauptsächlich Pflanzen mit hohen Anforderungen an Licht, Wärme und Wasser, starker Anfälligkeit für Krankheiten oder sehr langer Kulturdauer.

Gartentagebuch anlegen

Richtig gut fürs Dazulernen ist ein Gartentagebuch, in dem Ihr notiert, was Ihr wann gesät, gepflanzt und geerntet hat. Auch Infos zu den Wetterbedingungen sind wertvoll, da diese von Jahr zu Jahr sehr schwanken können und es dann nicht verwunderlich ist, warum z.B. in einem Jahr die Erdbeeren erst viel später reif sind. Auch eine monatliche Reflektion über gärtnerische Erfolge und Misserfolge kann hilfreich sein. Weiter könnt Ihr auch notieren, welche Tiere oder heimischen Wildpflanzen sich mit den Jahren in Eurem Garten ansiedeln und beurteilen ob eure Maßnahmen zur Steigerung der biologischen Vielfalt erfolgreich sind.

Am Vereinsleben teilnehmen

Anders als Menschen mit Eigenheimen sind Kleingärtnerinnen und Kleingärtner auch immer Teil eines Vereins. Wie lebendig das Vereinsleben abläuft, ist vom Engagement der einzelnen Mitglieder abhängig und Euer Verein wird schöner und vielfältiger, wenn Ihr Euch einbringt. Das kann anfangs ein Kuchen sein, den Ihr zum Sommerfest beisteuert, später vielleicht eines der vielen Ämter, die benötigt werden, um den Verein am Laufen zu halten. Glücklicherweise darf, wer mehr leistet, auch mehr mitgestalten. Statt über die Entscheidungen des Vorstands zu meckern, könnt Ihr also auch einfach Teil davon werden und so mit der Zeit auch andere für den Schutz biologischer Vielfalt begeistern.

Gemüsebeete mit Bedacht anlegen

Falls in Eurem Garten noch keine Gemüsebeete angelegt sind oder diese von Brombeeren überwuchert wurden, weil die Parzelle einige Zeit brach lag, solltet Ihr zumindest ein paar Quadratmeter als Beetfläche urbar machen. Dazu aber bitte nicht den ganzen Garten mit einem Bagger beräumen, sondern vorsichtiger vorgehen und Wildpflanzen z.B. mit Handgeräten gezielt im Bereich geplanter Beete entfernen. Oft sind nämlich gerade wildere Flächen Lebensraum für viele Arten und ein sanfteres Eingreifen macht weniger bestehende Habitate kaputt.

Komposthaufen anlegen

Nicht umsonst nennt man Kompost auch das Gold des Gartens. Ein Komposthaufen ist in vielerlei Hinsicht wertvoll und nützlich. Er spart Wege beim Abtransport von Grünschnitt und der Beschaffung von Erde, er ist ein kostenloser ökologischer Dünger und bietet vielen Nützlingen wie Regenwürmern, Asseln, Käfern und Kleinstlebewesen Lebensraum und Nahrung.
Und entgegen der landläufigen Meinung ist das Aufsetzen keine Wissenschaft und auch nicht besonders kompliziert. Da kleinere Teile zersetzenden Organismen mehr Angriffsfläche bieten, ist zur Beschleunigung der Kompostierung ein Häcksler hilfreich. Da man ihn nur gelegentlich braucht, können sich auch mehreren Parzellen ein Gerät teilen.

Wilde Ecken belassen

Zwar ist es nirgends festgeschrieben, aber jeder Kleingarten sollte mindestens eine „wilde Ecke“ haben, in der nur minimal eingegriffen wird und die Natur sich selbst überlassen bleibt. Es ist total spannend zu beobachten, wie jedes Jahr, auch abhängig vom Wetter, unterschiedliche Pflanzen dominieren und sich die Vielfalt auch über eingetragene Samen Stück für Stück erhöht. Wer mag, kann später auch verschiedenste Kleinstbiotope im Garten anlegen und so Lebensräume und Gelegenheiten zur Beobachtung von Wildbienen, anderen Insekten und Reptilien schaffen.

Streitthemen elegant umschiffen

Hecken und Ordnung sind zwei Dauerstreitthemen im Kleingarten, die Ihr geschickt vermeiden könnt, in dem Ihr bestehende Hecken auf die bei Euch vorgegebene Höhe einkürzt und eventuell auf der Parzelle vorhandenen Unrat in einer gezielten Aktion entsorgen lasst. Falls Ihr das nicht direkt beheben könnt, hier ein paar Tipps:

  • Auf der Parzelle verteilten Schutt fürs Erste in einer Ecke ordentlich aufstapeln und zeitnah entsorgen.
  • Hohe Hecken lieber jährlich stark einkürzen (nur zwischen Oktober und Februar, wegen des Vogelschutzes), statt sie während der Wachstumsperiode mehrmals nur oberflächlich zu schneiden, da Ihr dabei sonst immer wieder auch wertvolle Blüten oder Früchte entfernt.
  • Von blühenden Hecken ggf. nur die sichtbaren Außen- und Oberseiten stutzen und die Innenseite für Gartenbewohner blühen lassen.
  • Falls Ihr eine bestehende Thuja- oder Kirschlorbeerhecke mit übernommen habt, könnt Ihr diese perspektivisch durch heimische Wildsträucher ersetzen.
  • Evtl. vorhandene verbotene Gehölze entfernen (lassen). Welche Pflanzen das betrifft, steht in den Gartenordnungen der Vereine, Stadt- und Landesverbände. Wahrscheinlich kann auch die Gartenfachberatung Hinweise dazu geben.
  • Ein Protokoll der verrichteten Arbeiten führen (siehe Gartentagebuch), um im Streitfall belegen zu können, was Ihr schon alles geschafft habt.

Ein vom Weg aus einsehbarer Garten hat viele positive Effekte: Ihr macht vielleicht vorbeilaufenden Spaziergängern eine visuelle Freude, es können Gespräche über den Gartenzaun entstehen, die das Gemeinschaftsgefühl im Verein stärken und Ihr könnt mit einer vielfältigen naturnahen Gartengestaltung vielleicht andere Mitglieder inspirieren, Ihre Parzelle auch im Sinne der biologischen Vielfalt zu bewirtschaften.

Liste mit Gartenprojekten erstellen

Sammelt Projektideen in Eurem Gartentagebuch. So könnt Ihr einzelne Themen priorisieren und sobald Zeit und Kapazität vorhanden sind, Projekte gezielt umsetzen und vermeiden, dass vieles angefangen, aber nur wenig fertig wird. Das spart auf Dauer Zeit, Geld und Frust!
Liste mit Wunschpflanzen führen
Notiert Pflanzen, die Ihr gerne kultivieren würdet in einer Liste. Auf diese könnt Ihr dann bei Märkten oder Pflanzentauschbörsen zurückgreifen. Das ist sehr hilfreich zur Vermeidung von Impulskäufen von Pflanzen, die evtl. gar nicht in Euren Garten passen oder sich nicht gut kombinieren lassen.

Nicht gegen die Natur gärtnern

Ein einfacher Tipp, den man nicht oft genug wiederholen kann: pflanzt Kulturen ihren Bedürfnissen (Licht, Wasser, Nährstoffe) entsprechend an einen geeigneten Standort. Also eben keine Hortensien in die pralle Sonne oder Rosen in den Schatten. Infos zu den Ansprüchen verschiedener Kulturen findet Ihr auf dem Pflanzenetikett oder falls das nicht vorhanden ist auch online z.B. auf den Seiten von Pflanzenhändlern oder der großen Gartenmagazine. Tipp: Am besten gedeihen übrigens heimische Arten, da sie sich über lange Zeiträume an die jeweiligen Umweltbedingungen anpassen konnten.

Wir wünschen Euch nun einen guten Start im Kleingarten, eine lebendige Vielfalt bei Flora und Fauna und vielseitig gefüllte Erntekörbe!

Weiterführende Infos

Hier folgen bald Informationen zur Vertiefung

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